Mirko Dölle

– Journalist –

Cabrio für Warmduscher
Ein Windschott für meine Corvette

Eigentlich bin ich kein Cabrio-Fan. Ja, sie sehen toll aus (deshalb habe ich auch eine Convertible und kein Coupé), aber wenn es nicht gerade über 30 Grad hat, muss ich keine steife Briese haben. Deshalb fahre ich außerorts auch mit geschlossenen Scheiben, dann ist es ziemlich erträglich.

Aber auch nur so ziemlich: Mich stört der Luftwirbel, der einen von hinten trifft -- vor allem in der Mitte. Abhilfe bringen Windschotts. Das Original-Windschott der Corvette C4, wenn man es denn überhaupt so nennen darf, ist einfach nur peinlich: Ein Überzieher für die Kopfstützen, das viel Ähnlichkeit mit einem Artikel aus dem Sex-Shop hat. Sowas kommt mir nicht ins Auto. Ein starres Windschott mit Rahmen gibt es nirgends. Also habe ich mir kurzerhand selbst eins gebaut.

Basis für meinen Eigenbau ist das große Windschott für den Mercedes SLK (R170) mit Stahlrohrrahmen und Netzstoff-Bespannung. Es wird mit zwei Zungen mit dem SLK verschraubt. Vorsicht, manche Händler verlangen 150 bis 170 Euro für so ein Windschott! Es geht aber auch billiger, man bekommt es beim Ebay-Händler www*kawi-trading*de hin und wieder für unter 50 Euro (Preisvorschlag senden).

Fehlt nur noch eine entsprechende Halterung für die Corvette. Als befestigungspunkt habe ich die Verriegelungsbolzen der Verdeckklappe gewählt, denn so klappt das Windschott mit hoch und ist aus dem Weg, wenn man die Klappe öffnet, um an den "Kofferraum" zu kommen. Bei einem an den Gurthalterungen befestigten Windschott wäre der das sehr viel umständlich. Dadurch war die Halterung allerdings ziemlich umständlich bei der Konstruktion, denn sie muss der Form der Verdeckklappe folgen. Ich habe also ein entsprechendes Teil mit SolidWorks entworfen (eigentlich wollte ich ja nur mal das Blech-Feature ausprobieren...) und von Geers Cutting aus 2mm-Stahlblech lasern lassen:


Dazu meldet man sich an, lädt die DXF-Datei des Teils auf den Geers-Server hoch, wählt das Material aus und bekommt dann auch schon ein Angebot. Zwei Halterungen liegen inklusive Porto bei etwa 15 Euro, bestellt man zwei als Reserve (falls man sich beim Biegen vertut), wird es kaum teurer.

2mm Stahlblech sind gerade noch mit dem heimischen Schraubstock zu biegen, wobei man zum Abkanten schon einen Hammer braucht. Die Abmessungen sieht man in dieser Zeichnung für die linke Halterung:


Die rechte Halterung ist gespiegelt. Bitte biegt das Teil nicht blind, ich gehe davon aus, dass es Toleranzen zwischen den einzelnen Fahrzeugen gibt. Messt konkret an eurer Vette nach. Vor allem den Abstand der Befestigungszunge zur ersten Biegung, bei mir war dort eine Schraube für die Klappeneinfassung im Weg, sodass ich statt 60mm letztlich schon nach 57mm die erste Biegung gemacht habe. Auch sind rechte Winkel nicht unbedingt erforderlich, ihr solltet den Winkel der Form der Einfassung folgen lassen -- das sieht einfach besser aus.

Die fertig gebogene und montierte Halterung sieht dann so aus:




Die beiden Handräder hatte ich noch in der Schublade, ihr findet sie bei Ebay unter "Handrad" oder "Knebelschraube" in der Größe M6x15. Die Original-Bohrungen in den Befestigungszungen des SLK-Windschotts passen nicht, damit würde das Windschott zu hoch bauen. Ihr müsst also zwei neue Löcher bohren. Das ist auch der Grund, warum es im vorgefertigten Blech der Halterung keine Bohrlöcher für das Windschott gibt -- hier ist mit Toleranzen zu rechnen.

Ich habe zur Anpassung zwei große Neodym-Magnete auf die Halterung gesetzt und damit das Windschott provisorisch positioniert. Der Stahlrohrrahmen sitzt dabei auf der Oberkante der Halterung auf (deshalb ist die so hoch gebaut). Die Unterkante des Rahmens sollte nicht höher sein als die Einfassung der Verdeckklappe -- sonst zieht die Luft unten drunter durch, außerdem wird es dann schwierig mit dem Verdeck.

Zeichnet erst die Bohrlöcher auf den Nasen des Windschotts an und bohrt sie dann auf 6,5mm auf. So könnt ihr durch das Bohrloch durch (am besten mit dem Edding Bohrlochmarker, ein geniales Teil) die exakte Position des Bohrlochs in der Halterung anzeichnen. Hier wird nur mit 5mm vorgebohrt und dann ein M6-Gewinde geschnitten.

Fertig sieht das dann so aus:


Der Clou an der Konstruktion ist, dass das Windschott in montiertem Zustand leicht unter das Verdeck passt, man das Windschott also nicht erst abmontieren muss, wenn es mal zu regnen anfängt:


Jetzt steht der Praxistest an. Ich bin mir nicht sicher, wie stark das Windschott während der Fahrt schwingen wird -- aufgrund des sehr langen Hebels bis zur Befestigung könnte das problematisch werden. Dann müsste man statt Stahlblech ein Frästeil mit Verstärkungsrippen oder ein komplexeres Blech mit Flügeln und Schweißpunkten zur Versteifung verwenden. Ideen habe ich dafür schon. Aber mal sehen, vielleicht genügt das ja auch so.

P.S.: Die Druckknöpfe habe ich dem Vor-Vorbesitzer zu verdanken, dort lässt sich eine praktische Kofferraumabdeckung montieren.

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