Mirko Dölle

– Journalist –

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Funkfernbedienung nachrüsten

Leider gehört ein Schließsystem mit Funkfernbedienung (FFB) bei Mercedes noch immer nicht zur Grundausstattung -- ein Umstand, der mich nach dem Kauf aus heiterem Himmel traf, weil natürlich war eine Funkfernbedienung auf meiner grundlegenden Anfoderungsliste. Also musste ich mir bei Ebay einen Nachrüstsatz mit Funkschlüsseln für rund 30 Euro besorgen.

Grundfunktion des FFB-Steuergeräts

Die Nachrüst-FFB funktionieren eigentlich alle nach ein und des selben Muster: Sie enthalten zwei Umtast-Relais für die Ansteuerung der Leitungen Zentralverriegelung auf (ZV auf) und Zentralverriegelung zu (ZV zu) -- das bedeutet also drei Leitungen pro Relais, der Mittenkontakt, ein Ruhekontakt und ein Schaltkontakt. Bei meiner FFB war der Mittenkontakt von ZV zu ein weißes Kabel, der zugehörige Ruhekontakt orange und der Schaltkontakt gelb. Im Ruhezustand haben wir also einen Kurzschluss zwischen weiß und orange, versucht das FFB-Steuergerät das Auto abzuschließen, wird zwischen orange und weiß kurz getrennt und die Leitungen gelb und weiß kurzgeschlossen. Dieser Schließimpuls sollte bei der A-Klasse nicht länger als eine halbe Sekunde dauern. Das Relais für ZV auf ist analog verbunden: Mittenkontakt bei mir weiß/schwarz, Ruhekontakt orange/schwarz und Schaltkontakt gelb/schwarz. Beim Öffnen der Türen schließt das FFB-Steuergerät die Leitungen weiß/schwarz und gelb/schwarz kurz, im Ruhezustand sind weiß/schwarz und orange/schwarz kurzgeschlossen.

Je nach Ausführung bietet das FFB-Steuergerät noch weitere Ausgänge. Üblich ist ein Relais für die Blinker -- das ist auf einer Seite mit +12 Volt verbunden, beim Blinken wird dann einfach der zugehörigen Ausgang (bei mir braun) einmal oder mehrfach mit +12V verbunden -- man kann hier also direkt die Blinker-Lampen anschließen. Weitere mögliche Steuerausgänge sind Fensterheber (rot) und Heckklappe (rot/schwarz) -- wie beim Blinker werden diese Ausgänge üblicherweise auf +12 Volt gelegt, wenn sie das FFB-Steuergerät ansteuert.

Die manchen Ebay-Funkfernbedienungen findet man in der Einbauanleitung noch die Angabe, man möge die beiden Kabel des Blinkerhebels abzweigen, damit beim Öffnen und Schließen die Blinker blinken -- doch gibt es am KI nur eine Leitung (schwarz/braun, 0,75mm2), und die Blinkstellung wird über einen Widerstand erkannt.

In den meisten Fällen ist die Einbauanleitung jedoch wenig modellspezifisch. Nicht selten findet man den Hinweis, man möge doch die FFB am Kompressor anschließen -- im Fall der A-Klasse völliger Humbug. Deshalb sollte man als erstes die blanke Kabelbelegung des FFB-Steuergeräts aus der Anleitung herausreißen und den Rest verbrennen. Die fehlenen Informationen besorgt man sich mit einem Ohm- bzw. Voltmeter, indem man einfach durchmisst, welche Kabel die Ruhe bzw. Schaltkontakte sind. Dazu versorgt man die FFB-Steuerung auf dem Tisch mit 12 Volt und probiert einfach mal die Schlüssel aus.

Aufwendige Blinkerverkabelung

Die meisten Einbauanleitungen sehen vor, das Blinkerkabel für die Blinker rechts und das für die Blinker links anzuzapfen und somit die Blinkerlampen direkt mit Spannung zu versorgen -- wobei die beiden Blinkerkabel über zwei Dioden voneinander entkoppelt werden sollen.  Doch beim Elch steuert das KI die Blinker einzeln an, es gibt also insgesamt sechs Blinker-Kabel (vorne, Seite, hinten, jeweils rechts und links) und nicht nur zwei. Die drei Blinkerkabel für jede Seite lassen sich auch nicht einfach parallel schalten, da sie im KI von separaten FETs angesteuert werden, die dann gegeneinander arbeiten -- und eine Beschädigung des KIs riskiert man besser nicht. Wir bräuchten also sechs Dioden, die wir mit Kabeldieben einschleifen müssten, was zusammen mit der ZV-Ansteuerung und der Betriebsspannung zu einem Verhau von fast einem Dutzend Kabeldieben insgesamt führen würde -- keine gute Idee.

Die Lösung des Blinker-Problems: Wir missbrauchen einfach die Warnblinkanlage. Auch die Warnblinkanlage ist Masse-geschaltet, d.h. wird der Warnblinker-Anschluss des KI (grün/weiß, 0,35mm2, Klemme 13 am linken Stecker) auf Masse gezogen, beginnen alle Blinker zu blinken. Das Problem: Das Steuergerät der Funkfernbedienung liefert uns am Blinker-Ausgang +12 Volt, wir brauchen jedoch einen Masseschluss. Während sich der Zusatzausgang (rot/schwarz) der FFB per Jumper von Masse- auf Plus-geschaltet umstellen lässt, ist dies für den Blinker-Ausgang nicht vorgesehen. Deshalb brauchen wir noch ein kleines 12-Volt-Relais: Die Spule wird an Masse und an den Blinker-Ausgang angeschlossen, und der Schaltkontakt an Masse und an die Leitung des Warnblinkers. So schaltet der Blinker-Ausgang bei jedem Blinken das Relais auf Masse und der Warnblinker blinkt genau ein mal.

Vorbereitung

Der erste Weg führt zum Löttisch, um das Relais für den Warnblinker anzuschließen. Um den Kabelverhau etwas in Grenzen zu halten, habe ich jedoch erst einmal alle nicht benötigten Anschlüsse am Stecker des FFB-Steuergeräts entfernt: Das orange und orange/schwarze Kabel (in Ruheposition liegen hier ZV zu und ZV auf vom weißen bzw. weiß/schwarzen Kabel an), das rote und das rot/schwarze Kabel (die Fensterheber-Ansteuerung und den Zusatzkanal kann ich nicht gebrauchen).

Man kann die überflüssigen Kabel auch einfach abschneiden, ich hab aber lieber die Kontakte aus dem Stecker entfernt -- so gibt's auf keinen Fall Kurzschlüsse. Dazu nimmt man einen feinen Schraubenzieher und führt ihn einmal rechts und einmal links neben dem Kontakt ein. Dann drückt man den Wiederhaken jeweils nach innnen in den Kontakt zurück und kann schließlich den Kontakt samt Kabel nach hinten aus dem Stecker herausziehen.

Die Wiederhaken des Steckkontakts werden mit einem Schraubenzieher nach innen gedrückt.

Das gelbe und gelb/schwarze Kabel müssen beim Elch auf Masse gelegt werden, sie sind bei eingeschaltetem Relais mit ZV zu und ZV auf (weißes bzw. weiß/schwarzes Kabel) verbunden. Deshalb habe ich die Kabel nach ein paar Zentimetern abgeschnitten, auf gut 1 Zentimeter abisoliert und großzügig verzinnt. Auch das Masse-Kabel (schwarz) habe ich an der Stelle durchgeschnitten und genauso verzinnt. Anschließend hab ich die vier Kabel in eine Steckklemme (aus der Elektroinstallation, Baumarkt) geschoben -- sie haben damit allesamt Massekontakt. Man kann natürlich auch Lüsterklemmen nehmen oder die Kabel einfach verlöten. Hinzu kam noch ein Stück gelb/schwarzes Kabel, ebenfalls verzinnt, als Masse-Kontakt für das neue Relais. Das Verzinnen ist wichtig, weil die Steckklemmen eigentlich nur für Drähte, nicht aber für Litzen geeignet sind.

Das dicke braune Kabel am Stecker des FFB-Steuergeräts ist der Blinker-Ausgang. Das Kabel hab ich nach ein paar Zentimetern abgeschnitten und mit dem Pin der Spule am Relais verlötet. Das 12-Volt-Print-Relais stammt übrigens von Pollin (Tyco V23086-C1001-A502) und kostet 75 Cent, es funktioniert aber auch jedes andere 12-Volt-Relais mit einem Schließer. Die andere Seite der Spule sowie der eine Pol des Schließers habe ich zusammen an das gelb/schwarze Kabel gelötet, das zur Steckklemme (Masse) führt. Den noch verbleibenden Pol des Schließers habe ich an ein violettes Kabel gelötet, das kommt später an das Warnblinker-Kabel des KI. Damit es hinter dem KI keine Kurzschlüsse gibt, hab ich zum Schluss die Kontaktseite des Relais samt Kabeln mit ein paar Tropfen 5-Minuten-Epoxy vergossen.

Je ein Kontakt von Spule und Schließer werden auf Masse gelegt (gelb/schwarz), das violette Kabel wird über den Schließer auf Masse gezogen und das braune Kabel liefert die Schaltspannung für das Relais.

Das Relais ist mit Epoxydharz gegen Kurzschlüsse geschützt, die Masse-Kabel sitzen in einer Steckklemme.

Einbau

Entgegen der Anleitung wird die Funkfernbedienung nicht im Fußraum des Fahrers an irgend welche Kabel aus der A-Säule angeschlossen, sondern direkt hinter dem Kombiinstrument verbaut. Dort gibt es nämlich alle nötigen Kabel noch dazu ist das Steuergerät der FFB klein genug und hat dort oben auch einfach den besseren Empfang.

Für den Einbau muss zunächst die Instrumentenabdeckung entfernt und dann das Kombiinstrument ausgebaut werden, zudem das Autoradio -- dort greift man nämlich den Strom für das Steuergerät ab. Warum am Anschluss des Autoradios? Weil wenn das Steuergerät wirklich einmal defekt sein sollte, brennt im schlimmsten Fall die Sicherung des Radio-Zweigs durch, so dass wir halt kein Autoradio und keine Innenbeleuchtung mehr haben. Immer noch besser, als würde uns das KI durchbrennen oder eine lebenswichtige Sicherung in dessen Umfeld. Sind KI und Autoradio ausgebaut, fädelt man als erstes das rote und schwarze Kabel der Funkfernbedienung an der rechten Seite des KI-Ausschnitts schräg nach unten bis zum Radioschacht. Die beiden Kabel werden mit zwei blauen Kabeldieben (bei Reichelt heißen die Leitungsverteiler, für Kabel von 1,5 bis 2,5 mm2) an das rosa/blaue (permanent +12V, Pin 4) und das braune (Masse, Pin 8) Kabel des ISO-Steckers A des Radios angeschlossen. Dann kann das Autoradio auch schon wieder eingebaut werden. Tipp: Vor dem Einbau sollte man am Kabelbaum der Funkfernbedienung sämtliche Sicherungen entfernen. Das erleichtert nicht nur das Durchfädeln, sondern sorgt auch dafür, dass keine Kurzschlüsse entstehen können.

Nun müssen noch drei rote Kabeldiebe (für Kabel von 0,5 bis 1 mm2) an die Stecker des Kombiinstruments geklemmt werden. Das weiße Kabel kommt an das dünne schwarze am rechten KI-Stecker (ZV zu), das weiß/schwarze an das dünne blaue (ZV auf). Am anderen KI-Stecker müssen wir noch das dünne grün-weiße (Warnblinker) Kabel abgreifen, hier wird das violette (Schaltkontakt des Nachrüst-Relais) angeklemmt. Damit ist die Verkabelung auch schon erledigt.

Drei Stromdiebe schleifen die Signale der Funkfernbedienung in die Verkabelung des Kombiinstruments ein

Jetzt wird wieder zusammengebaut: Die beiden Stecker wieder am KI anschließen, dann das KI einsetzen, einrasten lassen und verschrauben. Das Steuergerät der Funkfernbedienung wird jetzt einfach hinter das KI gelegt und an den Kabelbaum angeschlossen. Jetzt können auch die Sicherungen in den Kabelbaum eingesetzt und dann die Funkfernbedienung ausprobiert werden.Das tut man am besten, indem man im Auto sitzt und, der Schlüssel darf nicht im Zündschloss stecken, die Fernbedienung ausprobiert. Das KI zeigt übrigens das Blinken an, wenn die Zentralverriegelung öffnet oder schließt. Funktioniert alles, legt man die Instrumentenabdeckung wieder auf und ist fertig.

Das Steuergerät der Funkfernbedienung findet hinter dem Kombiinstrument Platz.

Schlüsselumbau

Zu meinem Set gehörten auch zwei Klappschlüssel, in die je eine Fernbedienung eingebaut ist. Damit man einen Klappschlüssel an Stelle des Originalschlüssels verwenden kann, muss der Originalschlüssel geschlachtet werden und als Teilespender dienen: Der Elch hat nämlich eine Wegfahrsperre, die mit RFID-Transpondern arbeitet. Die Antenne sitzt im Ring um das Zündschloss, im Schlüssel befindet sich ein entsprechender Transponder, der in den Klappschlüssel übernommen werden muss. Andernfalls zeigt das LCD im Kombi-Instrument beim Anlassen "Start Error" und der Elch bewegt sich keinen Meter vorwärts.

Der Transponder ist im Griff des Schlüssels vergossen, und zwar unterhalb des "Hinterrads" des stilisierten Elchs am oberen Ende. Das Bild zeigt, wo der Transponder im Originalschlüssel verbaut ist. Der Griff des Schlüssels besteht aus einem unteren und einem oberen Teil, die ineinander gesteckt und verschweißt sind. Um die Teile voneinander zu lösen, wird als erstes mit einer Proxxon oder einer Handsäge eine ca. 1mm tiefe Nut rundherum gesägt. Der Schnitt verläuft dabei an der Unterkannte der "Elch-Karosserie", also mitten durch die Vorder- und Hinterräder, auf beiden Seiten und auch an den Schmalseiten. Jetzt kann man kräftig am Schlüssel-Ring ziehen und das obere Teil samt stilisiertem Elch löst sich von dem unteren Teil. So bekommt man jedoch den Transponder noch nicht heraus, ohne Oberteil ist es nur einfacher, das Unterteil kleinzusägen bzw. mit einem Seitenschneider keinzubrechen. In der Nähe des Transponders sollte man dabei vorsichtig arbeiten, er darf keinesfalls beschädigt werden. Deshalb sollte man dafür auch keinen Hammer nehmen und einfach auf dem Unterteil herumkloppen, bis es irgend wann auseinander bricht.

Einbauposition des Transponders und Sägelinie zum Öffnen des Schlüssels

Ist der Transponder freigelegt, muss man ihn vorsichtig mit einem Schraubenzieher heraushebeln (er ist noch eingeklebt) und klebt ihn anschließend auf das Innenleben des Klappschlüssels. Bei meinem gab es dafür ein Stück doppelseitiges Klebeband. Der Transponder sollte dabei so tief wie irgend möglich sitzen, bei mir heißt das halb frei schwebend über der Leuchtdiode, damit er im Zündschloss der Antenne sehr nahe kommt -- sonst kann es passieren, dass der Elch hin und wiede rmal nicht starten mag. Ist der Transponder im Klappschlüssel verklebt, wird die Elektronik in das Schlüsselgehäuse geschoben und wieder verschraubt.

Der Transponder wird so weit unten wie möglich mit der Elektronik verklebt, damit er tief im Zündschloss sitzt.

Den Schlüsselbart sollte man nicht vom Original-Schlüssel übernehmen -- der hat nämlich ein paar Querbohrungen, die nach dem Zurechtschleifen für den Klappschlüssel die Stabilität stark einschränken. Ich habe am Anfang auch gedacht das würde halten, nach 2 Monaten brach mir dann jedoch der Bart ab -- und ich stand ziemlich dumm 500km von zu Hause da. Statt dessen sollte man sich bei MB einen Ersatz-Schlüsselbart bestellen, das kostet ca. 20 Euro. Den schleift man dann zurecht -- wobei der Bart nicht zu lang überstehen darf, weil sonst der Transponder nicht mehr komplett im Ring um das Zündschloss sitzt. Bei mir hat der Bart eine Länge von 41mm bis zur Verjüngung, wo er im Klappschlüssel eingesetzt ist, und macht keine Probleme.

Der Bart wird mit einer Nut versehen, in die die Miniaturschrauben greifen. Das ganze wird mit Loctite fixiert.

Hat man den Bart zunächst so weit heruntergeschliffen, dass er in die viereckige Öffnung am Klappschlüssel passt, muss man noch quer eine Nut einfräsen, in die die Schrauben eingreifen. Dann wird der Bart mit einwenig Loctite in die Aussparung gesteckt und mit je einer Mini-Schraube von oben und unten befestigt (ebenfalls mit Loctite einschmieren). Das hält.

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