Mirko Dölle

– Journalist –

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Freisprecheinrichtung einbauen

Eine Freisprecheinrichtung stand schon lange auf meinem Wunschzettel. Natürlich keine, bei der ich mir eine Telefonkonsole anschrauben muss und wo es nur ein paar kompatible Handy-Modelle gibt -- es sollte eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung sein, genauer gesagt eine Siemens HKW-600.

Gegenüber einer herkömmlichen kabelgebundenen Freisprecheinrichtung ist eine Bluetooth-Anbindung um Welten komfortabler: Wenn man ohnehin Bluetooth am Handy eingeschaltet hat, steigt man einfach ins Auto und schon übernimmt die Freisprecheinrichtung. Dabei ist es völlig egal, ob das Handy am Gürtel, in der Hosentasche oder im Sakko auf der Rückbank liegt -- die Reichweite von Bluetooth ist mehr als ausreichend.

Das Siemens HKW-600 kostet momentan nur noch zwischen 30 und 35 Euro, als Neuware bei Ebay von Händlern. Das Set enthält alles, was man für den Einbau braucht: Das Steuergerät, einen zwei Meter langen Kabelbaum, ein Mikrofon mit Klinkenstecker und fast drei Metern Kabel sowie einen Lautsprecher. Ich hatte jedoch nicht vor, den Lautsprecher zu benutzen -- wofür hat man schließlich ein Autoradio mit Telefoneingang?

Bei meinem Blaupunkt Valencia MP34 wird das Telefon über den Block C des ISO-Anschlusses auf der Rückseite eingeschleift. Der Stecker besteht aus drei Teilen: Der gelbe Teil mit den Pins 1 bis 6 dient zum Anschluss externer Verstärker, der grüne Teil in der Mitte mit den Pins 7 bis 12 wird für die Freisprecheinrichtung gebraucht und der blaue Steckerteil mit den Pins 13 bis 20 enthält die Anschlüsse für den CD-Wechsler. Bei Ebay gibt es diese drei Stecker samt Pins für ein paar Euro zu kaufen, ich habe mir vorsichtshalber alle drei Steckblöcke besorgt -- den gelben bräuchten wir in diesem Fall zwar nicht, damit hält der Stecker jedoch deutlich besser im Radio.

Wir müssen lediglich die Pins 7 bis 9 und 15 bis 17 anschließen, dies reicht für die Inbetriebnahme der Freisprecheinrichtung. Da wir auch die Versorgungsspannung (permanent +12V) und Zündstellung vom Radio bekommen, brauchen wir an keinerlei andere Kabel heran -- Stromdiebe liegen zwar dem Einbaukit bei, sind in diesem Fall aber völlig überflüssig. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Anschlussbelegung.

ISO-Anschluss, Block C
7
NF(+) (grün)
15 +12V permanent (rot)
8 NF(-) (grün/schwarz) 16 Zündung (violett)
9 Radio Mute (schwarz) 17 Masse (GND) (braun)

Ein Problem des mitgelieferten Kabelbaums ist, dass Siemens die NF-Anschlusskabel (grün und grün/schwarz) viel zu kurz gestaltet hat. Sie sind nur gut 20 Zentimeter lang, obwohl der übrige Kabelbaum gut zwei Meter misst. Deshalb habe ich das Kabel des mitgelieferten Lautsprechers abgeschnitten und damit die NF-Leitung verlängert. Dann habe ich die bei Ebay gekauften ISO-Stecker für den Block C bestückt und angelötet. Ein Phone-Adapter, wie Siemens ihn im Handbuch erwähnt, braucht man übrigens nicht: Dabei handelt es sich um einen einfachen Folien-Kondensator mit 1µF Kapazität, um einen etwaigen Gleichspannungsanteil zu filtern. Beim Blaupunkt Valencia ist der Eingang jedoch ohnehin mit einem Kondensator abgekoppelt, wir können also die NF-Leitung der Freisprecheinrichtung direkt anlöten. Hier der komplette Kabelbaum:

Kabelbaum der Freisprecheinrichtung

Das Bedienteil der Freisprecheinrichtung wird über einen herkömmlichen Westernstecker (RJ-12) mit dem Steuergerät verbunden, das Mikrofon über einen 2,5mm Klinkenstecker. Das Steuergerät darf nicht zu tief in den Eingeweiden des Elchs versteckt werden, da es eine gute Verbindung zum Handy benötigt -- ist die Bluetoothverbindung schwach, kommt es zu hässlichen Aussetzern beim Telefonieren. Deshalb habe ich das Steuergerät in der Ablage unter dem Lenkrad untergebracht und von unten an die Verkleidung der Lenksäule geklebt. Diese ist jedoch nicht eben, sondern leicht rund, während das Steuergerät genau plan ist. Deshalb habe ich zunächst mit zwei Tesa Powerstrips eine kleine Depron-Platte (Untertapete, gibt's in jedem Baumarkt -- man kann aber auch Styropor nehmen) auf der Rückseite befestigt und das Ganze dann mit zwei weiteren Powerstrips an die Lenksäule geklebt. Da sich die Depron-Platte leicht zusammendrücken lässt, bekommen wir so eine große Klebefläche. Zudem kann das Steuergerät nicht klappern.

Steuergerät der Freisprecheinrichtung

Ein großes Problem beim Einbau war, eine geeignete Position für das Bedienteil der Freisprecheinrichtung zu finden. Nach langer Suche habe ich mich entschieden, es zwischen Radio und Schalterleiste unterzubringen. Leider reicht der Platz dort nicht aus, das Bedienteil ist zu hoch. Deshalb musste ich noch einen Displayträger aus Stahlblech biegen. Er sorgt dafür, dass das Display in einem Winkel von ca. 30 Grad steht -- dadurch ist es nicht nur besser ablesbar, sondern kann auch über den Einbaurahmen des Autoradios herüberragen, so dass die Schalterleiste weiterhin bedienbar bleibt. Ein weiterer Vorteil: Ich brauche weder an der Cockpit-Verkleidung etwas anzukleben noch irgend welche Löcher bohren.

Der Displayträger besteht aus verzinktem Stahlblech mit 0,5mm Stärke. Ein Stück mit 25x50 Zentimetern kostet im Baumarkt gerade mal 2 bis 3 Euro, wir brauchen jedoch nur eine Platte mit den Abmessungen 7,5x7 Zentimetern. Aus dieser Platte werden noch zwei kleine Stücke herausgeschnitten, so dass wir schließlich eine H-förmige Platte erhalten -- der Displayträger oben misst 1x7,5 Zentimeter, der Mittelteil 2x3 Zentimeter und die Trägerplatte 4x7,5 Zentimeter. Mit einem Schraubstock wird das Blech nun schon einmal abgewinkelt -- die Feinarbeit erfolgt später im Auto beim Einbau.

Der abgewinkelte Displayträger

Den "Hals", also das Mittelteil, habe ich mit einem Stück schwarzem Textilklebeband beklebt -- damit wirkt das Blech sehr viel unauffälliger, es ist später kaum zu sehen. Im Auto wird das Blech zwischen dem Radio-Einbauschacht und der Universalhalterung eingeschoben und so gebogen, dass der "Hals" der Kontur des Radioschachts folgt. Anschließend wird der Displayträger mit einem Powerstrip auf die Universalhalterung geklebt.

Der aufgeklebte Displayträger

Das Kabel für das Bedienteil der Freisprecheinrichtung muss ebenfalls zum Radioschacht hineingeführt werden. Anstatt ein Loch in die Mittelkonsole zu bohren oder den Radioschacht an einer Ecke auszufeilen, habe ich die Universalhalterung des Radios einfach so weit wie möglich nach links gesetzt. Da der Radioschacht ein kleinwenig zu breit ist, hat der Platz auf der rechten Seite ausgereicht, das Kabel des Bedienteils nach hinten zu führen. Sind der Displayträger aufgeklebt und das Kabel an der rechten oberen Ecke des Radioschachts eingeführt, wird die Universalhalterung eingesetzt und endgültig befestigt. Dabei sollte man unbedingt darauf achten, dass sich das Kabel des Bedienteils noch einwenig vor und zurück schieben lässt -- die Universalhalterung muss in diesem Bereich also unbedingt entgratet sein!

Das Displaykabel wird an der rechten Seite eingeführt

Ist die Universalhalterung eingesetzt, wird der Kabelbaum gelegt -- vom Radioschacht zur Ablage unter dem Lenkrad. Am Einfachsten ist es, dazu das Kombiinstrument auszubauen, dann kann man von oben in das Cockpit greifen und das Kabel herausfischen. Anschließend legt man es einfach nach unten in die Ablage, an der Lenksäule vorbei. Den gleichen Weg nimmt natürlich auch das Kabel des Bedienteils.

Für das Mikrofon habe ich auch lange nach einem brauchbaren Einbauort gesucht. Vorerst habe ich es einfach über der Lenksäule eingeklemmt -- zwischen Cockpit und der Lenksäule hat Mercedes-Benz eine Schaumstoffdichtung eingesetzt, damit dort nicht das Innenleben des Cockpits sichtbar wird. Wenn man das Lenkrad ganz nach unten stellt, kann man das Mikrofonkabel unter dem Schaumstoff hindurchfädeln, so dass der Schaumstoff das Kabel einklemmt und bei der Gelegenheit auch das Mikrofongehäuse trägt. Stellt man das Lenkrad wieder nach oben, ist das Mikrofon fixiert.

Nun kann kann das Autoradio wieder eingebaut werden -- nachdem die drei Iso-Stecker angebracht sind, schiebt man es hinein bis es einrastet. Dann klebt man das Bedienteil der Freisprecheinrichtung auf den Displayträger, dazu habe ich zwei halbe Powerstrips benutzt, und biegt den Displayträger entsprechend zurecht.

Das Radio nebst Bedienteil der Freisprecheinrichtung

Damit ist der Einbau dann auch abgeschlossen -- immer dann, wenn das Radio eingeschaltet wird (über Zündung, oder wie bei mir über den Hauptlichtschalter), schaltet sich auch die Freisprecheinrichtung ein und verbindet sich automatisch mit dem angelernten Mobiltelefon (siehe Handbuch der Freisprecheinrichtung). Damit man ein Gespräch nicht versehentlich beendet, weil man mal an der Ampel den Motor ausmacht, hat die Freisprecheinrichtung ein Timeout von einer geschlagenen Stunde -- also keine Panik bekommen, wenn ihr die Zündung ausmacht, aber die Freisprecheinrichtung sich nicht ausschaltet, das dauert eine Weile. Bei der Leistungsaufnahme, die Freisprecheinrichtung zieht im Normalbetrieb nur knapp 50 mA und im Standby sogar nur 0,214 mA (214 µA), braucht man sich um die Batterie keine Gedanken zu machen. Entfernt sich das angelernte Handy aus dem Bluetooth-Empfangsbereich, während die Zündung aus ist, schaltet sich die Freisprecheinrichtung übrigens sofort ab.

Noch ein Hinweis zur Abhörsicherheit: Bluetooth-Freisprecheinrichtungen sind für Lauscher eine sehr gute Möglichkeit, die Insassen eines Autos abzuhören. Dazu nutzen sie normalerweise aus, dass sich die Freisprecheinrichtung mit jedem Handy paart und die Bluetooth-Pin "0000" lautet. Mit dem Siemens HKW-600 funktioniert das jedoch nicht -- die Freisprecheinrichtung ist im Normalbetrieb über Bluetooth nicht sichtbar, ein Angreifer müsste schon die Bluetooth-ID wissen. Selbst wenn er sie herausbekommt, etwa weil er die Datenverbindung zwischen Handy und Freisprecheinrichtung belauscht, kann er sich immer noch nicht mit der HKW-600 pairen, da die Freisprecheinrichtung ohne Anlernmodus kein neues Bluetooth-Gerät akzeptiert -- der Angreifer müsste also noch den vereinbarten Schlüssel des Handys herausbekommen, wozu er Zugriff auf das Handy benötigt. Alles in allem ist es also ziemlich schwierig, die HKW-600 als Abhörstation einzusetzen, im Gegensatz zu den Bluetooth-Freisprechlösungen diverser anderer Hersteller.


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